25
für Kinder ein Ereignis. In einem
großen „Vogelkäfig“ können auch
Mann und Frau der Spottlust
preisgegeben werden, wenn sie
die häuslichen Streitigkeiten allein
nicht beilegen können. Abgeführt
zur Vollstreckung des Urteils wird
der Gefangene oft auch mit einem
Fangeisen. Hingerichtet wird vor
den Augen aller Schaulustigen auf
dem Marktplatz vor dem Rathaus.
Leute höheren Standes werden
enthauptet, einfache Leute knüpft
man auf.
Darsteller: Amtsgericht Anklam und Rechts-
anwälte
Bild 16
Der Anklamer
Hexenprozess
Zum dunkelsten Kapitel unserer
Geschichte gehört die von der
Kirche veranlasste Ketzer- und
Hexenverfolgung. In Europa fallen
Millionen Frauen und Mädchen
dem Hexenwahn zum Opfer. In
Pommern beginnt die Hexenver-
folgung in der 2. Hälfte des 16.
Jahrhunderts. Aus dieser Zeit ist
auch ein Anklamer Hexenprozess
überliefert. Angeklagt wird wegen
Zauberei Isabella Schlichtekrull.
Am 12.Mai 1589 wird sie von den
städtischen Behörden verhaftet.
Da sie die frei erfundenen Ankla-
gepunkte zurückweist, folgt wie in
allen Hexenprozessen die Tortur.
Der Henker und seine Knech-
te martern sie mit furchtbaren
Folterinstrumenten und werfen
brennende Schwefelkränze auf
ihren entblößten Körper, obwohl
sie schwanger ist. Die tapfere
Frau übersteht die zweimaligen
grauenerregenden Folterungen,
ohne sich der Zauberei und des
Bündnisses mit dem Teufel schul-
dig zu bekennen. Was selten ge-
schieht - die Rechtsprechung wird
danach höheren Rechtsstellen
überlassen. Die rechtsgelehrte
juristische Fakultät fällt das Ur-
teil: Die Hochschwangere soll mit
Rutenschlägen des Landes ver-
wiesen werden, der Herzog dehnt
den Landesverweis auf ganz
Pommern-Wolgast aus. Sie muss
auch noch Urfehde schwören, das
bedeutet, sich nicht nachträglich
an Kirche und Stadt, Richtern und
Folterknechten rächen zu wollen.
Darsteller: Förderverein „Alte Burg Penzlin“
e. V.
Bild 17
Der 30-jährige Krieg
Mit dem Beginn des Dreißigjäh-
rigen Krieges werden Wohlstand
und Aufstieg der einstmals stolzen
Hansestadt nachhaltig gestört.
Die Bevölkerung ist der Willkür
der Truppen, dem Morden, Plün-
dern und Brennen schutzlos aus-
geliefert. Mit dem Eintritt Schwe-
dens in den Krieg beginnt dessen
Aufstieg zur europäischen Groß-
macht. Im Bunde mit Frankreich
diktiert Schweden den Westfäli-
Festumzug, 17. August